Gestatten, ich bin . . . .

der Baumläufer

Autor: Volker Kropik

Der Gartenbaumläufer
Der Gartenbaumläufer

Ein Vogel, der auf Bäumen läuft?

 

Ja, solch einen Vogel gibt es, nur muss man den Namen nicht ganz wörtlich nehmen. Der Baumläufer läuft nämlich nicht an oder auf Bäumen, vielmehr klettert er - fast wie eine Maus am Baum - an Baumstämmen senkrecht oder spiralförmig nach oben. Wenn er dort angekommen ist, wechselt er den Baum und fliegt energiesparend nach unten, um sich dort auf der Suche nach Nahrung in der Baumrinde erneut nach oben zu schrauben. In vielen europäischen Sprachen nennt man diesen Singvogel „Baumkletterer“ oder „Baumkriecher“, womit die Bewegung dieses Vogels etwas zutreffender beschrieben wird.

 

 

Bei uns gibt es zwei Arten von Baumläufern, den Garten- und den Waldbaumläufer. Beide Arten sind sich sehr ähnlich, und nur geübte Vogelbeobachter können sie verlässlich unterscheiden. Dazu muss man z. B. den Schnabel und den Überaugenstreif, die Unterseite und die Hinterzehenkralle beider Arten miteinander vergleichen. Der viel häufigere Garten-baumläufer hat einen längeren Schnabel, sein Überaugenstreif ist undeutlich, die Unterseite schmutzig grau-weiß im Gegensatz zur fast rein weißen Unterseite des Verwandten aus dem Wald, dessen Hinterzehenkrallen lang und flach sind im Vergleich zur kurzen, stärker gekrümmten Kralle des Gartenbaumläufers. Diese Unterscheidungsmerkmale scheinen eindeutig, doch wer einen Baumläufer aus einiger Entfernung am Baumstamm ruckartig klettern sieht, der wird auch mit einem Fernglas den eher unscheinbaren Vogel nicht so leicht identifizieren können, wie es die Bestimmungsbücher nahe legen. Sicherer ist da schon die Stimme als Unterscheidungsmerkmal.

 

Deutlich hörbar ist der Ruf des Gartenbaumläufers mit seinem markanten »tüt« oder dem häufigen »tüt-tüi-srii«. Die Stimme des Waldbaumläufers ist viel dünner. Sein Gesang ist länger und leiser, er endet mit einem abfallenden Triller und meist einem „Endschnörkel.“ Der Lebens-raum beider Baumläuferarten ist nicht ganz identisch. Wie der Name sagt, sind Waldbaumläufer vor allem in größeren, zusammenhängenden Wäldern mit viel Altholzbestandteil zu finden und nur gelegentlich am Rand von Siedlungen oder in großen Parkanlangen. Der Baumläufer, den wir in unseren Gärten, Alleen oder Hofgehölzen finden, ist meistens der Gartenbaumläufer. Als Ganzjahresvogel stellen sich beide Baumläufer im Winter gelegentlich an Futterstellen ein und fressen Fettfutter.

 

Die Hauptnahrung der Baumläufer sind jedoch kleine Insekten und Spinnen, die sie in der Baumrinde erspähen. Der Baumläufer benötigt Baumstämme nicht nur für die Nahrungssuche. Auch seinen Nistplatz sucht er in Baumritzen und -spalten, oft auch hinter abgesprungener Rinde oder in Baumhöhlen. Oftmals fehlt es in unseren Wäldern, Gehölzen oder Gärten an geeigneten natürlichen Nistgelegenheiten, so dass wir mit dem Anbringen spezieller Baumläuferkästen einen Beitrag zur Ansiedlung von Wald- und Gartenbaumläufern leisten. Diese Nisthilfen sehen anders aus als die uns vertrauten Nistkästen für Meisen, Feldsperlinge oder Stare. Es sind gewissermaßen ‚halbierte’ Röhren aus Holzbeton, deren offene halbrunde Seite direkt und möglichst eng an den Baumstamm anschließt. Durch die seitlichen, erstaunlich schmalen, halbrunden Einschlupföffnungen gelangen die Baumläufer in ihre Nisthöhle und bauen dort vielleicht ihr Nest. Das besteht aus einer Mulde von Reisern, Gespinst und Halmen, deren Boden mit Moos und Federn ausgekleidet ist. Diese Kästen müssen, wie andere Nistkästen auch, jährlich gereinigt werden, damit die neue Brut nicht in einer alten Nestunterlage stattfindet, in der blutsaugende Parasiten den Jungvögeln zusetzen.

 

Der NABU Ganderkesee verfügt über eine größere Zahl von Baumläufer-Nistkästen, die demnächst in geeigneten Revieren angebracht werden sollen. Je größer das Angebot an Nistmöglichkeiten ist, desto mehr Auswahl haben Garten- und Waldbaumläufer. Zum Schluss noch eine Zahl: Im Gebiet der Gemeinde Ganderkesee brüten etwa 110 Waldbaumläufer-paare. Sie sind vor allem im waldreichen Westen der Gemeinde zu Hause. Die Zahl brütender Gartenbaumläufer in unserer Gemeinde ist leider noch nicht untersucht worden. Sie ist erfreulicherweise hoch, so dass Gartenbesitzer mit älterem Baumbestand eine gute Chance haben, diesen ungewöhnlichen Vogel in ihrem Garten zu beherbergen.

 

Volker Kropik

28.07.2016

 

Verteilung von Baumläufernistkästen

Der Geschäftsführer des NABU-Oldenburger Land, Rüdiger Wohlers, überreicht der Ortsgruppe Ganderkesee eine ganze Palette Nistkästen für den Baumläufer. Diese Nistkästen werden durch den NABU Ganderkesee kostenlos an Interessierte abgegeben. Dazu Rüdiger Wohlers," Die Ganderkeseer Gruppe ist eine der aktivsten in unserem Bezirksverband und hat sich schon mit vielen Aktionen auch überörtlich Aufmerksamkeit verschafft. Von daher wissen wir, dass die Materialien hier eine sinnvolle Verwendung finden."

Zur Verteilung der Nistkästen bemerkt Hans Fingerhut "Der Baumläufer ist im Gemeindegebiet mit dem Wald- und dem Gartenbaumläufer mit zwei Arten vertreten. Der Gartenbaumläufer bevorzugt parkähnliche Grundstücke, in denen er auf den vorhandenen Bäumen nach Insekten sucht. Die abzugebenden Nistkästen werden an Bäumen mit einem Stammdurchmesser von etwa 20-30 cm in einer Höhe von 3-4 Metern angebracht. Besonders geeignet sind Bäume mit nicht ganz glatter Rinde; die Buche wäre also eher ungeeignet" 

Interessenten können sich ihren Nistkasten bei Hans Fingerhut unter der Telefonnummer 04222/1518 oder per E-Mail an hans.fingerhut@online.de sichern.

 

Mittlerweile sind alle Nistkästen schon vergeben!