„Nach einigen Jahren gibt es derzeit im Oldenburger Land wieder zunehmend Meldungen über vermutlich durch das Usutu-Virus getötete Amseln",weiß Mario Göwert, Leiter der NABU Regionalgeschäftsstelle im Oldenburger Land.
„Momentan verzeichnet der NABU in dieser Region täglich eine Vielzahl von Meldungen mit teils 2-3 toten oder verhaltensauffälligen Amseln. Übertragen wird das Virus in der Regel durch Stechmücken, aber auch Hotspots wie Futterstellen, wo das Virus bis zu 24 Stunden außerhalb des Wirts überdauern kann, beschleunigen die Ausbreitung der Epidemie", so Göwert.
Auch das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde erreichten in den letzten Wochen zahlreiche Meldungen, bei denen von toten bzw. orientierungslosen, taumelnden oder aufgeplusterten Amseln berichtet wurde. Die in der Station eingelieferten gestorbenen Amseln wurden an das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) eingeschickt, um den Verdacht zu bestätigen. „Leider hat das Amt die Befürchtung untermauert. Ein Drittel der toten Amseln war mit dem Usutu-Virus infiziert“, berichtet Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum. „Momentan befinden wir uns wahrscheinlich auf der Spitze des Krankheitsverlaufes, der sich in den nächsten Wochen abschwächen wird. Wir werden am Ende des Sommers weniger Amseln in unseren Gärten verzeichnen können. Umso wichtiger ist es, diesen und anderen Singvögeln ein naturnahes Refugium zur Verfügung zu stellen, wo sie sich erholen und im nächsten Jahr wieder fortpflanzen können“.
Durch das Virus verursachte Todesfälle von Vögeln treten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben. Seit dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011 breitet sich das besonders im Spätsommer von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend über Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren lediglich wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung nach Norden und Nordosten festgestellt werden. Die Stechmücken, die Überträger des Virus sind, konnten sich in diesem Jahr wahrscheinlich vielerorts aufgrund der anhaltenden Feuchtigkeit gut entwickeln.
Die Funddaten (Ort und Datum) und Beobachtungen zu den Symptomen der Vögel können online gemeldet werden:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usut
u/usutu-melden.html#formular
Die eingehenden Meldungen helfen dabei, die Gesamtsituation besser einzuschätzen (genaue Anzahl, regionale Konzentration oder bundesweites Auftreten etc.). Aktuell gibt es deutlich mehr Meldungen als im Vorjahr.
Niedersachsen steht an der Spitze bezüglich Meldungen, die über das Meldeformular eingehen.
Frischtote Amseln können zudem postalisch an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM) eingesendet werden. Dei Adresse und Versandbedingungen findet man online unter:
https://www.bnitm.de/aktuelles/fragen-und-antworten/faq-zum-usutu-virus
Foto: NABU/Stefan Bosch